Wahlen: „Allianz für Deutschland“ gewinnt
Ost-Berlin: Wahlsonntag im Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Die Bürgerrechtler Ulrike und Gerd Poppe gehen zur Wahl. 20 Jahre haben sie sich für demokratische Verhältnisse in der DDR eingesetzt. Früher in der Illegalität, zuletzt am Zentralen Runden Tisch.
In einem anderen Wahllokal im Prenzlauer Berg gibt der Vorsitzende der DDR-SPD, Ibrahim Böhme, seine Stimme ab. Viele Journalisten sehen in ihm den Wahlsieger und künftigen Ministerpräsidenten.
In Berlin-Treptow geht der andere Anwärter auf das Amt des Ministerpräsidenten, der Vorsitzende der DDR-CDU Lothar de Maizière zur Wahlurne. Nach jüngsten Meinungsumfragen ist auch ein Sieg seiner Partei möglich.
Vom Wahlzentrum im Palast der Republik berichten Journalisten von über 60 Fernsehstationen live.
Um 18.00 Uhr schließen die Wahllokale in der ganzen Republik - die Stimmenauszählung beginnt. Die ersten freien Wahlen stehen unter Beobachtung einer Kommission der Europäischen Gemeinschaft.
Die ersten Hochrechnungen des Infas Instituts ergeben: Bündnis 90 abgeschlagen bei etwa zweieinhalb Prozent und das Neue Forum unter einem Prozent.
Zeitzeugin: Ulrike Poppe, Bündnis 90, Ost-Berlin
Die Begeisterung bei der Wahlparty der CDU nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnung wächst.
Im Palast der Republik kommentieren am Moderatoren-Tisch von Hans-Joachim Friedrichs DDR-Schriftsteller Stefan Heym und West- SPD-Politiker Otto Schily den Ausgang der Wahl.
Im Haus des Zentralkommitees der SED feiert die PDS ihren Wahlerfolg - 15 Prozent oder mehr.
Der Bundeskanzler apelliert im Fernsehen an die DDR-Bürger, jetzt erst recht im Land zu bleiben.
Die Hochrechnungen gegen 23.00 Uhr bestätigen: die CDU ist mit 40,4% eindeutiger Wahlsieger. Die SPD, weit abgeschlagen, erzielt 22,3%, Bündnis 90 2,9 % und die PDS 17,03%. Die Liberalen liegen bei 4,9%. Nun steht fest, dass die DDR-Bürger die D-Mark und eine rasche Wiedervereinigung gewählt haben. "Ich hoffe, dass wir schon im Sommer mit richtigem Geld reisen können", stellt Wahlsieger und künftiger Ministerpräsident Lothar de Maizière seinen Landsleuten in Aussicht.
Zeitzeuge: Lothar de Maizière, CDU, Ost-Berlin