24 Parteien kandidieren
Zwei Tage vor dem alles entscheidenden Wahlsonntag hat in Berlin der Frühling begonnen.
In der Abschlusspressekonferenz informieren die Vertreter der DDR-Wahlkommission die zahlreichen Journalisten aus aller Welt. Auf dem Stimmzettel, wo früher nur die Blockparteien standen, kann sich der DDR-Bürger nun erstmals zwischen 24 ganz unterschiedlichen Parteien und Gruppierungen entscheiden.
Zeitezeugin: Petra Bläss, Vorsitzende der DDR- Wahlkommission, UFV, Ost-Berlin
In Wismar werben Willy Brandt und Parteichef Ibrahim Böhme auf der Abschlusskundgebung der DDR-SPD letztmalig um die Gunst der Wähler.
Ost-Berlin: Im Haus der Demokratie wendet sich Jens Reich auf der Pressekonferenz von Bündnis 90 gegen Pläne konservativer Parteien, nach den Wahlen einen neuen Geheimdienst zu installieren.
Auf der Abschlusskundgebung der Liberalen in Leipzig spricht, zum letzten Mal in diesem Wahlkampf, der gebürtige Hallenser, Außenminister Hans-Dietrich Genscher.
Ost-Berlin: Die letzte Wahlkundgebung der PDS findet im Stadtbezirk Marzahn statt. In der PDS-Hochburg hat Vorsitzender Gregor Gysi leichtes Spiel. Zum Abschluss wünscht sich "Miss Berlin 1990", Mitglied der PDS und dunkelblond, dass ein Stück DDR nach den Wahlen erhalten bleibe.
Im Innenausschuss des hessischen Landtages in Wiesbaden und in den Medien wird das Thema der angeblichen Stasi-Tätigkeit des Generalsekretärs der DDR-CDU, Martin Kirchner diskutiert. Der CDU-Mann weist in TV-Statements die Vorwürfe zurück.
In Ost-Berlin tagen zum ersten Mal seit 28 Jahren die Konsistorien der evangelischen Kirche aus beiden Teilen der Stadt wieder gemeinsam. Im Französischen Dom beschließen die Christen aus Ost und West, die erzwungene Teilung rückgängig zu machen.
In Bonn beschließt der Bundesrat eine umstrittene Gesetzesänderung: Die Abschaffung des Notaufnahmeverfahrens für Übersiedler aus der DDR.
Ost-Berlin: Beim Wahlabend der Liberalen im Stadtbezirk Prenzlauer Berg plädiert der liberale Wahlkreiskandidat für den Anschluss nach Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik.