Annelis Kimmel
geb. 7. Juli 1934 Hausdorf (Sachsen)
Ausbildung zur Mechanikerin; 1949 FDGB, FDJ; 1952-1961 verschiedene FDJ-Funktionen; 1954 SED; 1958/59 Studium an der Hochschule des Komsomol in Moskau; 1962-1964 Leiterin des Referats Jugendfragen beim Berliner Magistrat; 1964-1966 Studium an der Ingenieurschule Berlin-Lichtenberg; 1969-1973 Sekretärin der SED-Kreisleitung Berlin-Treptow; Studium an der Parteihochschule; 1979-1989 Vorsitzende des FDGB-Bezirksvorstandes Berlin, Mitglied des FDGB-Bundesvorstands und seines Präsidiums, Mitglied des Sekretariats der SED-Bezirksleitung Berlin; 1981 - März 1990 Abgeordnete der Volkskammer, 1. stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Handel und Versorgung; 2.11.1989 Wahl zur Vorsitzenden des FDGB-Bundesvorstandes.
Kumpel aus Sollstedter Werk "Karl Marx" schrieben z. B. am 1.12.1989 im Auftrag ihrer Kollegen an Frau Kimmel: "Wir haben am 13.10.1989 einen Brief an den damaligen Vorsitzenden Tisch geschrieben, ohne allerdings auch nur zu ahnen, was für ein Verbrecher da von der SED an die Spitze des FDGB gesetzt wurde. In Weiterführung unserer Bemühungen um eine Wende in der Gewerkschaftsarbeit haben wir Neuwahlen angestrengt. Unsere ersten basisdemokratischen Neuwahlen zur AGL sind, bis auf einige Stichwahlen, abgeschlossen. Diesen ganzen Prozess, mit allem Drumherum, würden wir gerne öffentlich machen und hoffen hier auf Deine Neugierde und Unterstützung. Aber im Moment müssen wir uns, aus traurigem Anlass, erst einmal dringend zu anderen Dingen äußern. Mit Bestürzung und großer Sorge erfahren wir fast täglich von weiteren Enthüllungen über die Mitglieder des Politbüros bzw. des ZK der SED. Die bisherige "Krönung" war wohl die Verschleuderung von 50 Millionen Mark unserer hart erarbeiteten Solimittel durch den Bundesvorstand des FDGB in Zusammenarbeit mit der SED-Führung. Bisher blieb es leider bei Partei- bzw. Gewerkschaftsausschlüssen. Unsere Geduld hat irgendwann ein Ende!!! Wer sich jahrzehntelang so auf unsere Kosten bereichert hat, muss wohl, so hoffen wir, mit der ganzen Konsequenz und Verachtung unserer Werktätigen rechnen! Wir fordern für alle Mitglieder des ZK bzw. des Politbüros der SED (vor der Wende), gegen die solche diesbezüglichen und berechtigten Vorwürfe erhoben wurden, die sofortige Enteignung des persönlichen Vermögens und die Neufestsetzung des "erarbeiteten" Rentenanspruchs (Mindestrente!!) Für die noch arbeitsfähigen Kollegen fordern wir einen Arbeitsvertrag entsprechend den eigenen Möglichkeiten und des Bedarfs unserer Volkswirtschaft. Wir glauben auch den Versicherungen dieser Menschen bezüglich des Nichtbestehens von Auslands-Valuta-Konten nicht mehr und fordern genaueste Untersuchungen in dieser Richtung. Auf Grund der Schwere dieser Vorwürfe sollte die Fluchtgefahr nicht unterschätzt werden. Auch unsere Haftanstalten verfügen über Krankenbetten!!! Kollegin Kimmel! Wir hoffen, Du nutzt alle, aber auch alle Möglichkeiten, diese ungeheuerlichen Machenschaften aufzudecken und sofortige Maßnahmen (auch Zuführungen) zu veranlassen. Zeige diesen verbrecherischen Elementen die Macht der Werktätigen. Unsere Presseorgane bitten wir um Herstellung größtmöglicher Öffentlichkeit, um unseren Werktätigen die ehrlichen Bemühungen für eine Wende zu dokumentieren. Glück auf!"
Am 9.12.1989 tritt Kimmel nach Protesten der Mitglieder gegen verzögerte Erneuerung des FDGB zurück.