Die CDU ist bei den ersten demokratischen Wahlen in der DDR mit 40,6 Prozent der Stimmen der eindeutige Sieger. In 12 von 15 Bezirken landet die Union auf dem ersten Platz. Besonders erfolgreich war sie in den Südbezirken, wo ihre Allianz für Deutschland 60 bis 62 Prozent der Stimmen erzielte, und in den Kleinstädten. Die SPD gelangt mit 21,8 Prozent überraschend abgeschlagen auf Platz zwei. Sie liegt lediglich in einigen Großstädten und Berlin vorn, wo die Allianz nur 22 Prozent erreichen konnte. Die PDS erreicht insgesamt 16,3 Prozent. In Ostberlin erzielt sie ihr bestes Ergebnis mit fast 30 Prozent. Die Bürgerrechtsgruppierungen, deren Vertreter die populären Sprecher der Volksbewegung in den Wochen der Herbstwende waren, bleiben alle unter fünf Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 93 Prozent.
Willy Brandt meint zum Wahlausgang, da sei die deutsche Einheit "rasch und ohne Wenn und Aber" gewählt worden. "Ich hoffe, daß wir schon im Sommer mit richtigem Geld reisen können", erklärt der CDU-Spitzenkandidat Lothar de Maizière in der Wahlnacht. Wolfgang Ullmann von Demokratie Jetzt ist bitter enttäuscht. Der Schriftsteller Stefan Heym kommentiert das Wahlergebnis im DDR-Fernsehen mit den Worten: "Es wird keine DDR mehr geben. Sie wird nichts sein als eine Fußnote in der Weltgeschichte."
© 1999, Christoph Links Verlag, Berlin