Friedensgebete
Friedensgebete, eine mit dem Umbruch in der DDR bekannt gewordene Aktionsform widerständiger Bürger, gab es in der DDR bereits seit den 70er Jahren. Bereits im Herbst 1980 hatte die erste "Friedensdekade“ der protestantischen Kirchen stattgefunden. Sie stand unter dem Motto: "Frieden Schaffen ohne Waffen“. Diese Friedensdekade macht deutlich was unter dem Begriff Friedensgebete alles zu verstehen ist: An mehreren Tagen versammelten sich Menschen um für den Frieden zu beten, Vorträge zu hören, Informationen auszutauschen und Protestaktionen vorzubereiten.
Weil es in der DDR keine legalen Freiräume für politisches Engagement gab, waren viele solcher Aktivitäten in die Räume der (vorwiegend protestantischen) Kirche verbannt und konnten sich dort lediglich in Formen artikulieren, die den Gepflogenheiten der Kirche entsprachen. Eben eine solche Mischform aus politischer Veranstaltung und Gottesdienst war das "Friedensgebet“. Hier konnten aktuelle und brennende Gegenwartsfragen zur Sprache kommen. Solche "Friedensgebete“ wurden von den unterschiedlichsten Gruppen genutzt und zu ganz verschiedenen Anliegen veranstaltet. Nicht überall wurden sie von den Gemeinden und den kirchenleitenden Persönlichkeiten gerne gesehen. Vielerorts wurde – um den Teil des Gottesdienstes nicht zu einem reinen "Rahmenprogramm“ verkommen zu lassen - sogar Ordnungen entworfen, die einen genauen Ablauf der Gottesdienste, einschließlich der so genannten "Informationsteile“ festlegten.
Die Demonstrationen des Herbstes 1989 schlossen sich in vielen Fällen direkt an "Friedensgebete“ oder "Friedensgottesdienste“ an. Nach dem Ende gingen die Bürger der DDR mit Kerzen auf die Strasse. Durch diese Demonstrationen emanzipierte sich der politische Protest der DDR.
Die Demonstrationen selbst zeigten jedoch den großen kulturellen Einfluss, den die protestantischen Kirchen der DDR auf seine Formulierung unter der Decke der Diktatur gehabt hatten.
