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Hermann Kant

geb. 14. Juni 1926 Hamburg
Hermann Kant

Elektrikerlehre; gegen Ende des II. Weltkriegs Soldat, 1945-1949 polnische Gefangenschaft, Mitbegründer des Antifa-Komitees im Arbeitslager Warschau, Antifa-Zentralschule; 1949 SED; Studium der Germanistik; seit 1959 freischaffender Schriftsteller, 1962 Debüt mit dem Erzählungsband "Ein bißchen Südsee"; seit Ende der 50er Jahre Kontakte zum MfS, ab 1963 als Geheimer Informator "Martin"; 1965 erscheint sein berühmtestes Buch:"Die Aula"; das Buch handelt vom Journalisten Robert Iswall der 1962 Stoff für eine Rede auf die einst besuchte Arbeiter-und-Bauern-Fakultät sammeln soll; die Rede wird letztlich nicht gehalten, der Journalist fährt aber nach Greifswald, wo er studiert hat, blättert in den Personalakten der Universität, besucht in Ost und West frühere Kommilitonen, um ihren Werdegang zu verfolgen; so werden Vorgänge an jener Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Jahre 1949-52 sichtbar; die DDR-Gegenwart wird vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte reflektiert; 1968 wird Kant vom MfS als IMS "Martin" geführt; 1969 Mitglied der Akademie der Künste, später deren Vizepräsident; Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin; 1976 Einstellung des IM-Vorgangs wegen Kants SED-Nomenklatur-Stellung, Auszeichnung durch das MfS; 1976 Veröffentlichung des Romans "Der Aufenthalt"; Kant behandelt am Beispiel eines irrtümlich als Kriegsverbrecher behandelten Deutschen die Frage von kollektiver Schuld und Unschuld des Einzelnen; 1983 wird der Roman verfilmt; die Übersiedlung des Schriftstellers Reiner Kunze in die Bundesrepublik kommentiert Kant mit den Worten "Kommt Zeit, vergeht Unrat". 1978 bis März 1990 ist Kant Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes; 1986-89 Mitglied des ZK der SED und Abgeordneter der Volkskammer; 1992 scheidet Kant aus der Akademie der Künste aus, die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht eine Stellungnahme Kants, der sich erneut gegen die Behauptungen wehrt, er sei unter dem Decknamen "Martin" IM gewesen; 1994 Veröffentlichung des Romans "Kormoran"; er behandelt den 66. Geburtstag des Publizisten und Kritikers Kormoran im Juni 1992; beschrieben werden dieser eine Tag - der gleichzeitig sein Todestag wird - die Gespräche der Eingeladenen, deren Themen immer wieder um dieselben Begebenheiten kreisen: die mehr oder weniger gelungene Anpassung an die neuen Verhältnisse nach dem Fall der Mauer; mit seinem Tod tritt auch der Tod einer Gesellschaft ein. Ohne das alte System gibt es für die "Übriggebliebenen" keine Zukunft.

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