Schriftstellerverband der DDR
Der Schriftstellerverband der DDR wurde 1950 als Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet. Seine erste Vorsitzende war Anna Seghers (1952-1978). Ihr folgten Hermann Kant (1978 bis zu seinem Rücktritt 1990) und Rainer Kirsch (bis zur Auflösung des Verbandes am 31.12.1990).
Laut Statut war der Verband "die gesellschaftliche Organisation der Schriftsteller der DDR, die in ihrer schöpferischen Arbeit aktive Mitgestalter der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind". Die Mitglieder sollten sich zum "sozialistischen Realismus" und zur "führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei in der Kulturpolitik" bekennen. Erst durch die Mitgliedschaft konnten freiberufliche Schriftsteller eine Steuernummer erhalten, d.h. Schriftstellerei war in der DDR faktisch nur mittels Beitritt zum Verband möglich. Der Verband funktionierte als Disziplinierungs- und Fürsorgeeinrichtung. Einerseits boten verbandsinterne Veranstaltungen Möglichkeiten zur Bildung und zum Meinungsaustausch, wie sie in der Öffentlichkeit nicht gegeben waren, andererseits war es durch Drohungen, Verwarnungen und Ausschlussverfahren möglich, Autorinnen und Autoren zu isolieren und zu demütigen, bis zum Entzug der Möglichkeit zu veröffentlichen.
In der Wendezeit versuchte der Verband vergeblich, seinen Platz im demokratischen Erneuerungsprozess der DDR zu finden. Zum Jahresende 1990 löste er sich nach Einholung der Zustimmungserklärungen auf.