www.das-erste.de www.chronik-der-wende.de www.chronik-der-wende.de english version

Katholische Kirche

Nach dem Krieg waren etwa 12 Prozent der Bevölkerung der DDR katholisch. Bis zum Ende des Staates reduzierte sich dieser Anteil – durch Tod und Flucht auf etwa fünf Prozent. Obwohl sich die katholische Kirche in der Zeit der DDR nie als Opposition oder Schutzraum für Widerstand verstand, wurde sie von SED und MfS durchaus als mögliche Ausgangsbasis von Protest verstanden.
Die katholische Kirche verfolgte in der ganzen Zeit der DDR eine Politik der "politischen Abstinenz“. Hiervon gab es nur dann Ausnahmen, wenn sie selbst unmittelbar betroffen war (Jugendweihe, materialistische bzw. atheistische Erziehung, Abtreibungsfragen). Aber schon diese "politische Abstinenz“ wurde von der SED als Widerspenstigkeit angesehen. Da jedoch alle Versuche scheiterten, die katholische Kirche zu positiven politischen Stellungnahmen zur DDR zu veranlassen, arrangierte die SED sich schließlich mit dieser Haltung.
Soweit bekannt, verlor kein Priester oder Laie durch politische Verfolgung aufgrund seiner kirchlichen Funktion oder religiösen Überzeugung sein Leben. Allerdings wurden zwischen 1945 und 1961 fünfzehn katholische Priester aufgrund politischen Strafrechts inhaftiert.
Eine Ausnahme war der Rostocker Studentenpfarrer H. Jansen. Er wurde 1949 von den sowjetischen Behörden verhaftet und von den DDR-Behörden erst 1957 wieder entlassen. Nach 1961 wurde dann kein einziger katholischer Priester oder kirchlicher Mitarbeiter mehr aus politischen Gründen verhaftet. Katholiken ohne kirchliches Amt wurden jedoch politisch verfolgt.
Politische Repression gegen kirchliche Mitarbeiter wurde in der Regel durch "Mitwisserschaft“ bei "politischen Straftaten“ hervorgerufen. Seit dem Mauerbau wurde die Anwendung politischen Strafrechts gegen Mitarbeiter der katholischen Kirche mit deren Vorgesetzten vorab besprochen. Sehr häufig übernahm dann die Kirche selbst die Disziplinierung.
In den 60er und 70er Jahren kam es in Kreisen der katholischen Intelligenz aus Sicht von SED und MfS zu »politischer Diversion«. Die Folge war eine Reihe von »Operativen Vorgängen«. Die innerkirchliche Aufbruchstimmung erlahmte jedoch. Die Ausnahme blieb der Aktionskreis Halle, ein Forum des freien Austausche von Meinungen und der Diskussion kirchlicher und gesellschaftlicher Probleme, das seit 1969 existierte. Die Entwicklung von Gruppen, die sich der Themen Frieden, Ökologie und Menschenrechte annahmen, wie dies in den evangelischen Kirchen geschah, blieb in der Katholischen Kirche eine Randerscheinung. Natürlich aber beteiligten sich katholische Christen auch am Umbruch 1989 in der DDR.
Als Resumee lässt sich deshalb festhalten: Aus der Katholischen Kirche gab es in einigen Fällen Widerstand gegen die SED-Diktatur. Die Katholische Kirche selbst war keine Opposition.

zurück
weiter