Unabhängige Gewerkschaften
Von Staat und Partei unabhängige Gewerkschaften hat es in der DDR nicht gegeben. Der FDGB war ein Machtinstrument in den Händen der SED. Selbst die Betriebsgewerkschaftsleitungen waren meistens mit Mitgliedern der SED besetzt.
Erst im Umbruch der DDR entwickelten sich Ansätze hierzu. Es kam zu einigen kleinen Streiks, Protestresolutionen wie z. B. im Berliner Betrieb VEB Bergmann-Borsig und zur Gründung eines Betriebsrates in Teltow aufgrund einer Initiativgruppe »Reform«.
Die Idee einer unabhängigen Gewerkschaftsbewegung wurde im Oktober 1989 von einigen Aktivisten aus Berlin in Umlauf gebracht. Es gelang ihnen sogar den Schriftsteller Heiner Müller dazu zu bewegen, ihren Gründungsaufruf auf der Demonstration in Berlin am 4.11.1989 vorzutragen. Müller verzichtete auf seinen fertig geschriebenen Redetext zugunsten des Aufrufs der "Initiative Unabhängige Gewerkschaften".
Die Initiativgruppe aus Berlin stellte sich den Aufbau einer neuen Gewerkschaft eher rätesozialistisch vor, viele Interessenten aus der DDR dachten dagegen an das Vorbild bundesdeutscher Gewerkschaften. Auch innerhalb der Bürgerrechtsgruppen (Neues Forum, Vereinigte Linke u. a.) gab es keine gemeinsamen Vorstellungen über eine unabhängige Gewerkschaftsbewegung. Bevor man sich einigen konnte, beendeten im Frühjahr 1990 die bundesdeutschen Gewerkschaften ihre Kooperation mit dem FDGB und übertrugen ihre Organisationsstrukturen in die DDR.