Neunter Oktober 1989, Leipzig
Der 9. Oktober 1989 in Leipzig gilt zu Recht als der Tag, an dem eine wesentliche Entscheidung für den demokratischen Umbruch in der DDR fiel: Der in großer Zahl aufgefahrene Sicherheitsapparat der DDR schlug nicht zu. Zehntausende demonstrierten unter dem Ruf "Wir sind das Volk!. Zwei Tage nach dem 40. Jahrestag der DDR war ihre Veränderung unabweisbar geworden. Der SED stand nicht eine Handvoll Rädelsführer gegenüber sondern die große Masse der Bevölkerung der DDR.
Demonstrationen hatten in Leipzig eine Vorgeschichte. Bereits seit dem 4. September kam es im Anschluss an das Friedensgebet in der Nikolaikirche zu Demonstrationen und anderen öffentlichen Aktionen. Die Bezirksleitung der SED in Leipzig drohte in der Lokalzeitung, man werde "mit der Waffe in der Hand gegen die Montagsdemonstrationen vorgehen.
Am 7. Oktober 1989, dem 40. Geburtstag der DDR, alle Kirchen waren geschlossen, versammelten sich 4000 Menschen in Leipzig. Sie wurden mit Wasserwerfern auseinander getrieben, 210 Personen wurden in Pferdestelle eingesperrt. Auf die Montagsdemonstration des 9. Oktober bereiteten sich alle Sicherheitskräfte (Polizei, Staatssicherheit, NVA und Kampfgruppen) vor. Auch die SED mobilisierte 5000 "gesellschaftliche Kräfte, um die Nikolaikirche und ihren Vorplatz besetzt zu halten. Die Sicherheitskräfte bezogen am Nachmittag ihre Einsatzräume am Leipziger Ring.
Leipziger Basisgruppen appellierten an Demonstranten und Sicherheitskräfte: Keine Gewalt! Darüber hinaus wurde ein Aufruf zu Besonnenheit öffentlich verlesen, den mehre Persönlichkeiten, u. a. drei SED-Bezirkssekretäre formuliert hatten. Auch er appellierte an beide Seiten: Keine Gewalt! Als dann ca. 70.000 Demonstranten friedlich über den Leipziger Ring demonstrierten, zogen sich die etwa 8.000 Sicherheitskräfte zurück.