Dresden
Mit etwa 500.000 Einwohnern war Dresden die drittgrößte Stadt der DDR. Sie war besonders geprägt durch die Zerstörung der Stadt am Ende des Nationalsozialismus, die kirchliche Bindung vieler Menschen und eine breit entwickelte Kunst- und Kulturlandschaft. Darüber hinaus prägten schwerwiegende ökologische Belastungen das Umfeld von Opposition und Widerstand.
Bis 1953 fanden in Dresden vor dem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) zahlreiche Strafverfahren statt. Die Ablehnung von SED und FDJ, angebliche Spionage für den amerikanischen Geheimdienst, die Kritik der Unterordnung der Blockparteien unter die SED und vieles anderes mehr waren die Vorwürfe. Es wurden in der Regel sehr harte Strafen ausgesprochen.
Im Unterschied zu anderen Städten der DDR gab es zwar in Dresden am 17. Juni 1953 keine Toten, der Aufstand erfasste jedoch auch hier breite Teile der Bevölkerung. Der wichtigste Sprecher des Aufstandes in Dresden war Wilhelm Grothaus. Mit Unterstützung der Belegschaft des VEB ABUS (Ausrüstungen und Getriebe für die Schwerindustrie), forderte er die Freilassung aller politischen Gefangenen, den Rücktritt der Regierung, die Abschaffung der HO-Geschäfte, freie, geheime gesamtdeutsche Wahlen und Fortschritte in der Sozialfürsorge. Grothaus, der in Dresden wegen Widerstandes bereitd während des Nationalsozialismus verurteilt worden war und das Gefängnis nur durch das Bombardement der Stadt im Februar 1945 hatte verlassen können, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
In den 50er Jahren entwickelte sich in Dresden eine Kontroverse über den Wiederaufbau der Stadt. Grundsätze eines sozialistischen Stadtbildes trafen auf laut geäußerte Wünsche die Stadt nach historischem Vorbild wieder auf zu bauen. Die große Mehrheit der jährlichen Eingaben aus der Stadt und dem Bezirk Dresden beschäftigte sich in den sechziger Jahren vor allem mit Problemen des Wohnraums. In den siebziger und achtziger Jahren nutzten die Dresdner Eingaben immer stärker als Mittel abweichende politische Meinungen zu artikulieren. Die Stadt und der Bezirk Dresden waren außerdem eine Hochburg der Anträge auf Ausreise. In den achtziger Jahren kamen zwischen 15 und 22 Prozent aller Anträge aus der ganzen DDR aus Dresden. Im Dezember des Jahres 1988 gab es im Bezirk ca. 30.000 Anträge.
1988/89 tagte in Dresden mehrfach die so genannte "Ökumenische Versammlung, ein Forum kirchlicher Basisgruppen und Reformkräfte, die in der Sprache der Theologie ein Reformprogramm für die DDR formulierten. Besondere Verdienste erwarb sich bei der Unterstützung der Gruppen in Dresden der Pfarrer der Kreuzkirche und Superintendent des Kirchenbezirks Dresden-Mitte Christof Ziemer. Er belebte zum Beispiel die Tradition der Gedenkgottesdienste anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945.
Die Stadt Dresden spielte auch im Umbruch des Herbstes 1989 eine Vorreiterrolle. Am 8. Oktober 1989 gelang, nach heftigen auch gewalttätigen Ausschreitungen an den Tagen zuvor, der Beginn eines Dialogs von Demonstranten mit der Staatsmacht. Eine so genannte »Gruppe der 20« erstritt die ersten politischen Veränderungen. Zeitweilig war in der Stadtverordnetenversammlung sogar eine "Basisdemokratische Fraktion vertreten. Anders als in anderen Regionen der DDR orientierten sich Bürgerrechtler in der Stadt und dem Bezirk Dresden rasch an Zielen wie Marktwirtschaft und der Vereinigung beider deutscher Staaten.