Sachbuch
Biermann, Rafael: Zwischen Kreml und Kanzleramt. Wie Moskau mit der deutschen Einheit rang
Paderborn: Schöningh 1997
Präzise zeichnet der Bonner Politikwissenschaftler Rafael Biermann die Etappen des sowjetischen Meinungswandels in der Deutschlandfrage nach dem Fall der Mauer und den Verhandlungspoker um die Bedingungen der deutschen Einheit nach. Wochenlang verschloß sich Michail Gorbatschow der Tragweite der Entwicklungen in der DDR, verspielte dadurch Zeit und geriet so in eine Defensivposition, aus der die Sowjetunion auch während der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen nicht mehr herauskommen sollte. Biermanns Studie ruft in Erinnerung, daß die Lage nie so eindeutig war, wie sie sich später darstellte. Ohne den Rückhalt der Vereinigten Staaten für die deutsche Wiedervereinigung, ohne ihren maßgeblichen Einfluß auf die eher zögerliche englische und französische Politik, vor allem aber ohne die Anerkennung der Realitäten durch Gorbatschow, Außenminister Eduard Schewardnadse und ihren engsten liberalen Beraterkreis wäre jenes diplomatische Meisterstück nie gelungen, das den Deutschen die Einheit brachte.
