Belletristik
Heym, Stefan: Filz. Gedanken über das neueste Deutschland
München: Bertelsmann 1992
"Wo ist die Gleichberechtigung? Haben sich zwei Teile eines Volkes in Freiheit vereinigt, oder hat der eine, der reichere, sich den anderen, ärmeren, untertan gemacht und verfährt nun mit ihm nach Gutdünken, nach dem Gutdünken der Treuhand?" Die Texte von Stefan Heym aus den Jahren 1991 und 1992 befassen sich kritisch und klagend mit den Herren der D-Mark, die die aufkeimende DDR-Demokratie nach seiner Ansicht niedergewalzt haben, und den Folgen der Einheit: den nicht eingelösten Versprechungen der Bundesregierung, der Umverteilung des ehemaligen Volksvermögens, dem Rechtsradikalismus wie der Rolle der Gauck-Behörde. Der Graben zwischen unten und oben, zwischen den Mächtigen und Machtlosen, beklagt Heym, sei geblieben. Dies werde neue Probleme, Konflikte und Widersprüche erzeugen - doch jetzt fehle die Alternative, "die einst real existierte, so schäbig sie auch gewesen sein mochte".