Dokfilm
Die Golzow-Filme
DDR / BRD R: Barbara und Winfried Junge
Die Filme über die Bewohner von Golzow - die größte Langzeitbeobachtung der Filmgeschichte - zeigen anschaulich, wie sich die große Geschichte im Leben kleiner Leute niederschlägt. Seit Jahrzehnten nehmen wir an dem Leben dieser Menschen teil. Die Kinder von einst sind vor den Augen des Kinopublikums aufgewachsen, haben selbst Kinder bekommen. Ihre Hoffnungen und Träume sind die unsrigen geworden, wir finden uns in ihnen wieder. Golzow ist überall: ein Spiegelbild des Lebens im Osten Deutschlands, ein exemplarischer Ort.
Der Regisseur Winfried Junge war 1961 ein junger Absolvent der Filmhochschule, als er zum ersten Mal hierher kam, nicht ahnend, daß es der Beginn einer filmhistorisch einmaligen Chronik werden würde. Er hielt diese unspektakulären Lebensläufe, diese völlig normalen Menschen, ihre Sorgen und Freuden für filmenswert. Jahrzehnte lang fuhr Junge zu diesem Ort, weit über 200 Kilometer Material belichtete er hier, zahlreiche Filme sind seither entstanden, kurze und abendfüllende, wunderbare Dokumente der Alltäglichkeit.
Wer später einmal wissen will, wie die Menschen in diesem Staat lebten, wird an den Golzow-Filmen, an dieser Alltagsgeschichte eines verschwundenen Landes, nicht vorbeikönnen. In den letzten Jahren sind filmische Einzelporträts der Golzower entstanden, die tief in die deutsche Gegenwart hineinführen, die von den Veränderungen und Umbrüchen in den Biografien dieser vertrauten Menschen erzählen, die, als DDR-Bürger geboren, jetzt im vereinten Deutschland leben.
Die Reihe, gespeist aus dem einmalig umfangreichen Material der Junges, wird fortgesetzt - ein dokumentarischer Glücksfall.