Bundeskanzler Helmut Kohl verkündet seinen sogenannten Zehn-Punkte-Plan zur Überwindung der deutschen Teilung. Er schlägt darin einen schrittweisen Ausbau der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR hin zu einem Bundesstaat vor.
Bonn macht jedoch wirtschaftliche Hilfe von "sachlichen Voraussetzungen" abhängig. Dazu gehören freie Wahlen, der Verzicht der SED auf einen Führungsanspruch, Freilassung der politischen Gefangenen und Abbau der Planwirtschaft zugunsten "marktwirtschaftlicher Bedingungen". Ziel ist die Entwicklung konföderativer Strukturen, das heißt die Schaffung einer "bundesstaatlichen Ordnung in Deutschland". Von einer unmittelbaren Vereinigung beider deutscher Staaten ist nicht direkt die Rede.
Egon Krenz erklärt dazu, daß er auf der Existenz zweier unabhängiger souveräner deutscher Staaten bestehe.
Die christdemokratische Regionalzeitung "Der Demokrat" berichtet aus Rostock, daß bis vor kurzem noch im Hauptpostamt der Bezirksstadt Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit alle eingehende Post aus Westdeutschland und dem westlichen Ausland kontrolliert hätten. Dafür sei eine ganze Etage im Postamt II geräumt worden. Diese Abteilung habe intern den Spitznamen "Herbert" gehabt.
© 1999, Christoph Links Verlag, Berlin