Stasi-Zentrale in Ost-Berlin gestürmt
Ost-Berlin, Niederschönhausen: Tagung des Zentralen Runden Tisches. Regierungschef Modrow erfüllt die Forderung der Opposition und erscheint auf der Sitzung. Er erfüllt auch eine zweite Forderung: Zum ersten Mal läßt er genauere Zahlen und Fakten über Personalstärke und Ausrüstung des Staatsicherheitsdienstes bekanntgeben.
Unterbrechung der Sitzung duch Bürgervertreter. Mit der Losung: "Dem Stasi-Imperium den Kopf ab" fordern sie die sofortige Auflösung der Stasi-Zentrale in Ost-Berlin.
Aufruf des Neuen Forum zur Aktionskundgebung vor die Tore der Staatssicherheitszentrale um 17 Uhr: "Mit Phantasie gegen Stasi und Nasi".
Zeitzeuge: Reinhard Schult, Neues Forum, Ost-Berlin, einer der Initiatoren der Protestkundgebung
Zehntausende sind dem Aufruf des Neuen Forum gefolgt. Zunächst verläuft die Kundgebung friedlich, doch dann wird die Stimmung aggresiver.
Plötzlich wird das Tor von innen geöffnet. Tausende Demonstranten dringen in die einstige Machtzentrale der sogenannten "Firma" ein. Aus den oberen Stockwerken werden Bücher und Akten auf die Demonstranten geworfen.
18 Uhr: Unterbrechung des laufenden Fernsehprogramms für einen Aufruf zur Besonnenheit.
Die Oppositionellen Konrad Weiß, Ulrike Poppe und Rainer Eppelmann verlassen den Runden Tisch. Vor der Stasi- Zentrale stellen sie sich den Demonstranten und fordern ebenso wie Ministerpräsident Hans Modrow auch weiterhin Gewaltlosigkeit.
Bilanz am späten Abend: Trotz der ungeklärten Gewaltakte ist die Aktion für die Bürgerbewegung ein Erfolg. Ab sofort wird die ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit von einem Bürgerkomitee kontrolliert.
Leipzig zur gleichen Zeit: Montagsdemonstration Wieder sind Zehntausende Menschen auf der Straße. Die Mehrheit ist sich einig: "Deutschland einig Vaterland" und "Nieder mit der SED".